Transgenerationale Vererbung epigenetischer Strukturen

Uncategorized Feb 21, 2021

Im Laufe unseres Lebens verändert sich durch zahlreiche Einflüsse stetig unser Epigenom, beispielsweise durch unser Essen, persönliche Erfahrungen, Stress und Umwelteinflüsse. 

Das beginnt nicht erst im Mutterleib, sondern sogar schon bevor Du geboren wurdest.

Denn epigenetische Forscher haben die faszinierende Entdeckungen gemacht, dass bereits die Biografie unserer Vorfahren mitentscheidet, ob ein Mensch glücklich und gesund durch das Leben geht.

Spuren der Erlebnisse und Erfahrungen von den Großeltern konnten Wissenschaftler noch im Erbgut der Enkel finden.

Dieses Phänomen beweist eine Maus-Studie aus der Emory University School of Medicine in Atlanta. Es zeigte sich, dass negative Erfahrungen der Großeltern noch im Verhalten der Enkeln zu erkennen waren, obwohl die Enkel niemals eine derartige negative Erfahrung gemacht hatten. 

Die Mäuse mussten durch kleine Elektroschocks schmerzhaft lernen, dass der Geruch von Acetophenon für sie Schmerz bedeutete. So rief bereits nach einiger Zeit der Geruch von Aceton ängstliches Verhalten hervor. Dies ist noch klassische Konditionierung.

Doch das erstaunliche war, dass sich ähnliche Verhaltensmuster auch bei den Nachkommen zeigte, obwohl sie nie die Erfahrung von Stromstößen mit Schmerzen und Acetongeruch gemacht hatten.

Das konditionierte Zittern auf den Geruch von Aceton muss sich laut Forscher epigenetisch auf die DNA geschrieben haben.

 

Wie bereits Stresshormone das Kind im Mutterleib beeinflussen

Außer Frage steht, dass die Mutter schon im Mutterleib und nach der Geburt beide Elternteile durch ihre Verhaltensweisen oder Erziehung epigenetische Veränderungen bei den Kindern verursachen.

So zeigte eine Studie bei Mäusen und Ratten, dass ein Mangel an Fürsorge in der frühen Kindheit bleibende epigenetische Veränderungen im Epigenom der Gehirnzellen der Mäuse und Ratten auslöste. Diese frühkindliche Prägung löst eine überempfindliche Stressachse aus. Folgen können zeitlebens ängstliche, teils aggressive oder gar depressionsähnliche Verhaltensmuster sein. Grund ist hier eine Veränderung in der Regulation unserer Stresshormone, wie Cortisol und Vasopressin. (1)

Ein weiteres gut untersuchtes Beispiel ist die epigenetische Prägung der Resilienz, also die Widerstandskraft des Menschen.

Bereits im Mutterleib erhält der Fötus über die Plazenta (Mutterkuchen) und die Nabelschnur mit dem mütterlichen Blut viele Informationen der Mutter. Steht die Mutter während der Schwangerschaft viel unter Stress und hat deshalb einen hohen Spiegel an Stresshormonen im eigenen Blut, erreichen die Stresshormone auch das kleine Kind im Bauch.

Die Stresshormone, wie das Cortisol, verändern epigenetisch Vorläuferzellen bestimmter Nervenzellen im heranwachsenden Hippocampus des Kindes. Der Hippocampus ist ein wichtiges Areal im menschlichen Gehirn, welches später eine große Rolle in der Regulation unseres Stress-Hormonkreislaufes spielt.

Diese Veränderung lässt die später ausgebildeten Nervenzellen im Hippocampus auf zukünftigen Stress empfindlicher als gewöhnliche Nervenzellen reagieren. Die verantwortlichen Wissenschaftler sind der Meinung, dass ein solcher Mechanismus mitverantwortlich dafür sein kann, wie resilient ein Mensch später im Leben ist. (2)

 

Toxischer Stress

Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass psychische Folgeerscheinungen, verursacht durch toxischen Stress, über das männliche Sperma vererbt werden können. Toxischer Stress entsteht zum Beispiel, wenn eine Traumatisierung in der Kindheit der Väter auftritt oder der Vater einen sehr stressigen Job hat.

In vielen Maus-Studien wurde bereits gezeigt, dass dies über den Vater vererbt werden kann. Hier kommen als epigenetische Boten MicroRNAs im Sperma des Mannes in Frage. 2018 publizierten Forscher aus den USA, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Mechanismen beim Menschen auftreten.

Nehmen wir einmal an, dass ein Vater seinen Kindern „toxischen Stress“ vererbt, dann könnte dies für die Nachkommen bedeuten, dass sie später im Leben empfindlicher auf Stress reagieren (3).

 

Was bedeuten diese Forschungserkenntnisse für Dich?

Alle deine Erfahrungen schreiben sich in deinen Zellen, in dein Epigenom bzw. „auf„ deine DNA nieder. Ernährung, persönliche Erfahrungen und andere Umwelteinflüsse haben einen Einfluss darauf wie, deine Gene abgelesen werden und damit wie gesund dein Körper ist.

Durch Sport, Ernährung und Persönlichkeitsentwicklung - das Auseinandersetzen mit Dir selbst- kannst Du positiv auf deine eigene Epigenetik einwirken. Du hast extrem viel selbst in der Hand! Du bist deinen geerbten Genen nicht willkürlich ausgeliefert!

​Willst du mehr über das Thema erfahren oder dieses sogar mit anderen teilen? - Lasse dich in unserem einzigartigen Seminar zum Epigentik-Coach ausbilden und erhalte alle wissenschaftlichen Grundlagen und Methoden.

 

Studie 1: Audrey R. Tyrka et al.: Childhood adversity and epigenetic modulation of the leukocyte glucocorticoid receptor: preliminary findings in healthy adults. PLoS one 7, 01/2012

Studie 2: Nadine Provencal et al.: Glucocorticoid exposure durng hippocampal neurogenesis primes future stress response by inducing changes in DNA methylation. 2019

Studie 3:David A. Dickson et al.: Reduced levels of miRNAs 449 and 34 in sperm of mice and men exposed to early life stress. Translational Psychiatry 8, 23.05.2018

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